Die Häufigkeitsverteilung der Netzfrequenz scheint spannender zu sein als ich ursprünglich gedacht habe. 😉
Besonders die durchschnittlichen Frequenzen eines Tages scheinen einiges auszusagen. Deswegen habe ich mir diese etwas genauer angesehen. Das folgende Bild zeigt die durchschnittlichen Frequenzen der einzelnen Tage, die zweite Linie soll die Sonntage verdeutlichen.
Auffällig ist hier, dass die Frequenzen seit April etwas stärker schwanken als zuvor. LeichteSchwankungen sind normal und treten regelungsbedingt auf. Wichtig ist, dass die Netzfrequenz im langfristigen Mittel immer genau 50Hz beträgt, damit auch die Netzzeit stimmt. Liegt sie mal zu niedrig, muss sie später wieder etwas höher sein.
Noch auffälliger als die leicht stärkeren Schwankungen sind aber die Spitzen, die in letzter Zeit besonders häufig am Sonntag auftreten. Das folgende Bild zeigt die durchschnittlichen Frequenzen für die einzelnen Wochentage im Zeitraum 01. April 2013 bis 08. Juli 2013:
Im ersten Quartal 2013 waren nicht so starke Schwankungen zu beobachten:
Hier könnte man auf böse Gedanken kommen (und das mache ich jetzt mal 😉 ). Laut dem Operation Handbook der ENTSO-E sind bei einer gesamten Netzlast von 300GW 21.000MW für eine Frequenzänderung von 1Hz nötig. Liegt die Gesamtlast im Netz bei 150GW, dann sind es 18.000MW/Hz. Um die Netzfrequenz um 5mHz zu verändern, wären also 105MW nötig wenn die Last bei 300GW liegt und bei 150GW wären es nur 90MW. Wird also die Netzfrequenz zu Hochlastzeiten (Wochentags) gesenkt und erst zu Schwachlastzeiten (Wochenende, insbesondere Sonntag) wieder erhöht (um das langfristige Mittel auf 50Hz zu halten und damit auch die Netzzeit langfristig stimmt), werden ein paar MW in der Erzeugung eingespart. Bei der oben errechneten Differenz von 15MW wäre das über einen ganzen Tag ein Gewinn von 12.600€ (bei einem Preis von 35€/kWh) den die Energieversorger einstreichen können.
Wie ich Eingangs schon angedeutet habe, ist diese Rechnung etwas böse – und sie kommt in der Realität auch nicht ganz hin. 😉
Ich habe zwar keine (brauchbaren) konkreten Zahlen für die Gesamtlast der verschiedenen Wochentage gefunden, es werden aber keine 300GW zu 150GW sein. Diese Differenz ist etwas hoch und besonders über 24 Stunden wird es keine derartigen Unterschiede geben. Der Grund für diese Durchschnittsfrequenzen muss also ein anderer sein, allerdings fällt mir im Moment kein guter Ansatz ein, wie man diesen Grund herausfinden könnte.
Der Vollständigkeit halber habe ich noch die Frequenzen vom Vorjahr. Einmal die Durchschnittsnetzfrequenz der einzelnen Tage des kompletten Jahres…:
…und dann noch für die Wochentage vom 01. April 2012 bis 08. Juli 2012, damit diese mit den obigen aus 2013 verglichen werden können: