Häufig kommt die Frage auf, in welcher Form sich gesellschaftliche Ereignisse auf den Stromverbrauch und die Netzfrequenz auswirken. Bereits zur letzten Fußball-WM (bei der Deutschland wohl noch besser gespielt hat als zur jetzigen 😉 ) konnten u.a. beim Finalspiel Deutschland – Argentinien Auffälligkeiten beobachtet werden.
So war es auch am 17. Juni 2018 beim Spiel Deutschland – Mexiko:
Stromerzeugung und Verbrauch müssen jederzeit ausgeglichen sein
Die Netzfrequenz hängt davon ab, wie gut Stromerzeugung und Verbrauch in dem Moment ausgeglichen sind. Ein Absinken der Frequenz unter 50Hz bedeutet, dass zu dem Zeitpunkt mehr Energie verbraucht als in das Stromnetz eingespeist wird. Steigt die Netzfrequenz über 50Hz, dann gibt es zu dem Zeitpunkt ein Überangebot an Strom.
Was zeigt das Bild?
In der Grafik ist die höher aufgelöste Kurve (die „zappeligere“ Linie) die aktuelle Netzfrequenz. Die restlichen Kurven sind Daten aus den Vorjahren zum gleichen Zeitraum in jeweils einer Auflösung von 5 Minuten. Das sind zum einen der Durchschnittswert, Minimum und Maximum und 1σ (1 Sigma) bzw. 2σ. Die σ-Werte sagen etwas über die Wahrscheinlichkeit aus, mit der sich die Messwerte in einem bestimmten Bereich befinden (siehe auch Normalverteilung bei Wikipedia).
Vor dem Anpfiff
Bereits vor dem Anpfiff des Spiels sackt die Netzfrequenz um 16:35 Uhr leicht ab und befindet sich unter dem Minimalwert der letzten Jahre. Zu (Halb-)Stundenwechseln ist so ein Verhalten aufgrund des Stromhandels öfter zu beobachten, das könnte auch hier der Grund sein. Es könnte aber auch sein, dass sich alle in der Vorbereitung auf das Spiel noch schnell eine Pizza in den Backofen geschoben haben oder ähnliches.
Ende der ersten Halbzeit
Sehr auffällig ist aber der starke Absacker um 17:47 Uhr. Hier wurde die erste Halbzeit abgepfiffen und es ging in die Halbzeitpause. Bis dahin waren nur die Fernseher an. Jetzt kommen aber zusätzlich z.B. Licht in anderen Räumen, Wasserpumpen (für Klospülung) oder erneutes Anwerfen des Backofens/der Mikrowelle dazu (bei uns war es Lasagne vom Vortag in der Mikrowelle 😉 ). Von daher ist es nicht unbedingt unwahrscheinlich, dass der Abfall der Netzfrequenz von dem Fußballspiel ein bisschen beeinflusst wurde.
Restlicher Zeitraum
Zwischen 17:15 – 17:25 Uhr war die Frequenz leicht erhöht, was bedeutet, dass zu dem Zeitpunkt mehr Strom eingespeist als abgenommen wurde. Das könnte auch mit dem Fußballspiel zu tun haben (nur Fernseher an, sonst nicht viel), kann aber auch ganz andere Ursachen haben.
Der restliche Kurvenverlauf sieht – insbesondere im Vergleich mit den Daten aus den Vorjahren – völlig normal aus.
Diese Daten lassen sich auch live auf meiner Seite beobachten.
[Update] Wasserverbrauch
Passend zum Thema habe ich noch einen Tweet von RWW: trinkwasser (@RWWler) gefunden, wo der Wasserverbauch während des Spiels grafisch abgebildet ist:
Hier sind die Zusammenhänge zwischen dem Spiel und dem Verbrauch noch deutlicher zu erkennen als beim Strom. Wasser kann aber auch „lokaler“ als die Netzfrequenz gemessen werden. Da sich das Verbund-Stromnetz über (fast) ganz Europa erstreckt – und nicht alle europäischen Nachbarn sich gleichermassen mit einem Deutschlandspiel beschäftigen -, sind bei der Netzfrequenz auch weniger deutliche Ausschläge zu erwarten.
Interessant wäre ein Endspiel Deutschland – Frankreich. Die beiden Länder gehören nämlich zu den größten Stromverbrauchern, da dürfte deutlich was zu sehen sein. 😉